Polyneuropathie
Immer noch bleiben viele Patienten bei Polyneuropathie unterversorgt. Er gibt aber bereits zahlreiche Therapiemöglichkeiten, die – je früher man damit beginnt – gute Erfolge erzielen können.
Quälende Nervenschmerzen lassen sich überwinden – mit dem richtigen, individuellen Therapie-Mix
Brennen oder Stechen in den Füßen, Taubheitsgefühle beim Gehen, Ameisenkribbeln oder Gefühlsstörungen – Hunderttausende leiden allein in Österreich unter einer Form von Nervenschädigung. Sind, wie häufig der Fall, mehrere Nerven betroffen, spricht man von Polyneuropathie („Vielnerven-Krankheit“).
In den letzten Jahren wurden bedeutende Fortschritte in puncto Früherkennungs- und Behandlungsmöglichkeiten erzielt.
Hellhörig werden bei folgenden Symptomen
Polyneuropathie tritt nur in seltenen Fällen als Akuterkrankung auf. Meist entwickelt sich die Krankheit schleichend über viele Jahre hinweg. Daher ist es wichtig, einige der am häufigsten auftretenden Symptome zu kennen und frühzeitig die Hilfe eines Neurologen zu suchen.
Handelt es sich bei den geschädigten Nerven um motorische, so beeinträchtigt dies Kraft und Beweglichkeit der betroffenen Muskelpartien und kann bis zu schweren Lähmungserscheinungen und Gehbehinderungen führen.
Handelt es sich um sensible Nerven, sind Missempfindungen wie etwa das vorhin beschriebene Kribbeln, Taubheitsgefühle sowie nicht von außen verursachte Kälte- oder Hitzegefühle und manchmal auch unerträgliche Schmerzen die Folge. Da die Nerven an Beinen und Armen besonders lang sind, machen sich die Symptome als erstes oft hier, also an den so genannten Extremitäten, bemerkbar.
Auf die richtige Diagnose kommt es an!
Polyneuropathie oder nicht? Die Erkrankung bedarf einer sehr gründlichen Diagnose durch einen erfahrenen Facharzt für Neurologie. Denn es gibt hunderte Formen der Polyneuropathie und auch andere Krankheiten mit sehr ähnlichen Symptomen.
Wichtig ist als erster Schritt ein ausführliches Gespräch mit dem Facharzt, der bisherige Erkrankungen, jene in der Familie, langfristig eingenommene Medikamente sowie Lebensstil genau hinterfragt. In einem weiteren Schritt werden ein umfassendes Blutbild ausgewertet sowie einige neurologische Untersuchungen, bei Bedarf auch eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, durchgeführt.
Vielfältige Therapiemöglichkeiten
Polyneuropathie hat bisweilen keine erkennbare Ursache, geht jedoch mehrheitlich auf vielfältige Ursachen wie vorhandene Erkrankungen, Medikamenteneinnahme oder den Lebensstil zurück. Wo die Ursache erkennbar ist, gilt es daher zunächst, diese zu reduzieren, bzw. zu bekämpfen. Beispiele: Im Fall von Diabetes muss eine bestmögliche medikamentöse Einstellung erfolgen. Bei chronischem Alkoholmissbrauch muss der Konsum unterbunden werden. Mögliche Arzneimittel als Auslöser sind durch andere zu ersetzen.
Da Polyneuropathie sehr viele Erscheinungsformen hat, ist der Therapieplan immer sehr individuell, weshalb es keine allgemeingültigen Empfehlungen gibt. Die Erfahrung zeigt jedoch: In vielen Fällen sind zusätzlich zur Medikamententherapie bestimmte Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren hilfreich. Viele Patienten profitieren auch von begleitender, regelmäßiger Bewegung (speziell, Gehen, Wandern, Nordic Walking), von Muskeltraining sowie von physiotherapeutischen Maßnahmen und solchen der physikalischen Medizin. Auch eine Ernährungsumstellung kann als Zusatzmaßnahme förderlich sein. Daher ist man auch als Patient gefordert, einiges zur Linderung der Beschwerden beizutragen.
Polyneuropathie ist bis auf wenige Formen zwar nicht heilbar, kann aber – so früh genug erkannt – durch einen Mix an Maßnahmen so gut in den Griff gebracht werden, dass sich die Lebensqualität deutlich verbessert.